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In deep trouble

Eine Shadowrun ™ Kurzgeschichte von Niclas Meier.
Diese Geschichte darf beliebig verbreitet werden, solange an der Geschichte nichts verändert wird.
Der Name des Autors ist ebenfalls nicht zu entfernen.
© 1996 by Niclas Meier


Der Smartlink hatte der Waffe befohlen ihr Magazin auszuwerfen und die Walther Secura kam der Aufforderung nach, indem der leere Munitionsclip aus dem Griff schnellte. Micha zog unter seiner Jacke einen neuen Clip hervor und ließ ihn einrasten. Augenblicklich wechselte der Status der Waffe und der Computer meldete sie entsichert und feuerbereit. Im Lagerhaus wurde immer noch geschossen. Die Angelegenheit geriet immer mehr außer Kontrolle. Micha riskierte einen Blick über den Kistenstapel hinter dem er in Deckung gegangen war um nach der Explosion das Magazin zu wechseln. Er konnte zwei von den Straßenpunks sehen, welche die Aktion gestört hatten, außerdem sah er den Wachmann auf den die beiden schossen. Dieser hatte sich ähnlich wie Micha hinter einem Kistenstapel in Sicherheit gebracht. Der Sicherheitsmann wehrte sich mit einer MP während die meisten der Straßenpunks nur mit Pistolen bewaffnet waren. Allerdings waren die Straßenpunks in Überzahl. Micha hatte auch eine MP gehabt, doch er hatte sie während einer verzweifelten Rangelei mit einem Bandenmitglied verloren. Doch jetzt war nicht die Zeit um ihr nach zu Trauern, dazu würde er noch genug Zeit haben. Sein wichtigstes Ziel war erst einmal aus dieser Todesfalle von Lagerhaus zu entkommen. Eigentlich hätte der Job ganz einfach sein sollen, doch das Pech hatte sie schon während der ganze Sache verfolgt. Ziel des Runs waren ein paar Tausend Chips mit einem nova heißen Computerprogramm, das International Softworx, ein Konzern der gerade im begriff war die Regionalliga zu verlassen, neu herausbringen wollte. Ein Konkurrent hatte also beschlossen das der Zeitpunkt den ISX sich ausgesucht hatte denkbar ungünstig für ihn sei, da der Konkurrent selber gerade ein Programm herausbringen wollte, das ähnliche Aufgaben wie das von ISX erfüllt.

Also hatte man ein paar Schattenläufer angeheuert, welche die ganze Ladung, der zum Versand vorbereiteten Programmpakete, vernichten sollten. Diese Aufgabe hatten Micha und Oso bekommen. Micha hatte mit Tommyknocker lange verhandelt um den Auftrag zu bekommen. Tommyknocker meinte er hätte jemanden an der Hand, der den Job alleine übernehmen könne und er wollte dem Johnson nicht allzuviele Kosten aufbürden. Micha war allerdings klar, das Tommyknocker einfach nur mehr Geld für sich behalten wollte. Micha war allerdings auf Oso angewiesen, da Micha keinen blassen Schimmer von Sprengstoffen hatte. Letztendes hatte es doch geklappt. Micha ging es auch nicht so sehr um das Geld bei dem Job, als mehr um die Ablenkung. Er und Shadow hatten sich vor kurzem getrennt und sie war mit einem neuen Lover los gezogen. Einem Decker wie sie. Micha fragte sich immer noch, was sie an diesem Pimpf fand. Allerdings paßten sie auf gewisse weise doch recht gut zusammen, beide konnten bei einer Waffe das gute nicht vom bösen Ende unterscheiden. Micha hatte ein paar Nachforschungen angestellt um die Angaben des Johnsons zu überprüfen, die sich als erstaunlich gut erwiesen hatten. Der Container mit den Programmpacks hatte auf dem Kai stehen sollen bis er am nächsten Morgen abgeholt und zu der Regionalniederlassung von ISX gebracht werden sollte. Allerdings wurde er aus unerfindlichen Gründen in eines der Lagerhäuser gestellt. Für Micha und Oso stellte das nur eine unwesentliche Änderung des Planes dar, da sie wußten, das die ganze Gegend nur sehr schlecht bewacht wurde. Sie würden den Container dann halt im Lagerhaus und nicht wie geplant auf dem Kai sprengen. Alles lief auch wunderbar, sie drangen über eine Luke im Dach in das Lagerhaus ein und hatten den Container schnell gefunden.

Doch dann war die Bande von Straßenpunks aufgetaucht. Oso war gerade mit der letzten Sprengladung fertig geworden und hatte den Zeitzünder eingestellt, als Micha von draußen Schüsse hörten. Anscheinend hatte eine der hiesigen Streetgangs - nicht alles was Amerika importiert worden war, war auch gut und Sinnvoll - beschlossen ihr Vermögen zu vergrößern, in dem sie einige Hi-Tech Produkte wie Trid's oder Sim- Sinn Player aus diesem Lagerhaus zu stehlen. Doch anstatt unauffällig vorzugehen hatte der Gangboss beschlossen einen frontal Angriff auf die Wachmannschaft zu starten. Nach Michas angaben sollten nur 5 Leute Dienst haben aber diese hatten noch genug Zeit um Alarm zu geben und sich in das Lagerhaus abzusetzen, das sich besser Verteidigen ließ. Micha fragte sich zu diesem Zeitpunkt, ob die heutige Jugend noch etwas anderes tat als sich mit Drogen und BTL's voll zu dröhnen. Die Wachleute waren am Ende dich nicht in der Lage gewesen das Haupttor zu halten und so kämpfte im Lagerhaus jeder gegen jeden. Micha und Oso hatten schon bei den Ersten Schüssen versucht sich ab zu setzten, aber sie hatten das Seil, das durch die offene Dachluke hing, durch welche sie das Lagerhaus betreten hatten, zu spät erreicht. Die Wachleute hatten sich schon im Lagerhaus verschanzt gehabt. Das Risiko beim hinaufklettern war zu groß geworden, denn wenn sie entdeckt worden wären, wären sie so gut wie tot gewesen. Also blieb ihnen nichts anderes übrig als die Türen an den beiden langen Seiten der Halle zu probieren. Die Tür, die ihnen am nächsten war, war verschlossen, der Weg zu einer anderen Tür würde sehr gefährlich werden, also versuchte Micha sie zu knacken. Ein weiterer Alarm würde die Lage nicht verschlimmern können, Hanse Security war sowieso schon im Anmarsch. Micha hatte die Tür auch schon fast offen, als zwei Mitglieder der Straßengang auftauchten und das Feuer auf die beiden Schattenläufer eröffneten.

Zum Glück war kein guter Schütze unter den beiden, sonst wäre Micha bereits zu Sieb geworden. Nur ein gewagter Hechtsprung verhinderte, das die beiden ihn weiter unter Feuer nahmen. Die Landung hinter dem Kistenstapel war hart und preßte die Luft aus Michas Lungen. Eine Kiste die er beim Sprung vom Stapel heruntergerissen hatte verfehlte sein Bein jedoch um Haaresbreite. Micha zog unter seiner Jacke seine Ingram Warrior hervor. Ohne lange zu überlegen warf er einen Blick über den Rand des Kistenstapels und entdeckte die beiden Straßenpunks. Sie schienen immer noch von Michas Hechtsprung beeindruckt zu sein. Der taktische Computer markierte beide als Ziel. Die Trefferwahrscheinlichkeit war enorm, keiner der beiden würde Wissen, was sie getroffen hatte. Micha nahm die Waffe hoch und legte an, als ihm plötzlich die Waffe aus der Hand getreten wurde. Die Ingram Warrior flog in hohem Bogen davon, während Micha sich neu, nach dem Störenfried, orientierte. Der Junge, der ihm die Waffe aus der Hand getreten hatte, stand vor ihm und wollte zu einem neuem Tritt ansetzen. Micha kam ihm jedoch zu vor indem er unter dem Tritt weg tauchte und sich auf den Boden warf . Er rollte sich zu einer Kugel zusammen und fällte den Gossenpunk, wie eine Bowlingkugel einen Pin fällt. Der Junge legte sich geradewegs auf die Nase, während Micha den Schwung ausnutzte um wieder auf die Beine zu kommen. Die beiden anderen Punks schienen endlich bemerkt zu haben, was sich hinter den Kisten abspielte und ein paar Querschläge schwirrten viel zu dicht an Michas Kopf vorbei. Der Junge am Boden machte gerade wieder Anstalten aufzustehen, da hatte Micha schon seine Walther Secura in der Hand. Der taktische Computer zeichnete den Jungen als Ziel und Micha schon. Auf diese Entfernung war es fast unmöglich zu verfehlen. Zwei Kugeln trafen den Jungen aus nächster Nähe in den Rücken, er hatte keine Chance.

Weitere Kugeln, die in der nähe seines Kopfes einschlugen, verdeutlichten Micha, das er keine Zeit hatte über die moralischen Folgen eines Schusses in den Rücken nachzudenken. Micha warf sich sofort wieder hinter dem Kistenstapel in Deckung. Ein schneller Rundumblick verdeutliche ihm, das seine Ingram Warrior sich endgültig von ihm verabschiedet hatte. Eine Suche kam in diesem Chaos nicht in Frage. Micha fand jedoch einen schmalen Durchgang, der ihn von den beiden Punks wegführen würde. Sich aus dem Staube zu machen schien im Moment die bessere Alternative, als mit einem Feuergefecht weitere Punks oder Wachleute anzulocken. Micha lief geduckt zu dem Durchgang, doch als er diesen gerade erreichte schlug eine Kugel in einen Container links neben ihm. Er schaffte es gerade noch sich in Sicherheit zu bringen, bevor weitere Kugeln hinter ihm einschlugen. Offenbar hatten seine Verfolger bemerkt was er vor hatte und folgten ihm. Wenn Gangmitglieder merken, das ihr Opfer sich zurückzieht, setzten die meisten das mit einer Flucht gleich. Dies ist für sie gleichbedeutend mit Schwäche und einer leichten Beute. Micha würde sie diesmal von ihrem Irrtum in Kenntnis setzten. Er drehte sich um und brachte seine Walther Secura in Anschlag. Kurze Zeit später stürmten die beiden Punks den Durchgang in der Annahme Micha würde immer noch vor ihnen fliehen. Von der ersten Zielerfassung bis zum Tod des zweiten Punks vergingen nur Sekunden. Zum Feiern war es jedoch noch zu früh. Micha setzte seinen Weg durch das Labyrinth der Kisten fort. Sein cybernetisches Orientierungssystem zeigte ihm dabei den ungefähren Weg zu der nächsten Tür, die vielleicht in die Freiheit führen konnte. Das Feuergefecht ging mit unverminderter Stärke weiter. Micha konnte erkennen, das die meisten Schüsse aus leichten Pistolen abgefeuert wurden, nur selten war das knattern einer MP oder das dumpfe bellen von Osos Schrotflinte zu hören. Michas Chummer schien noch am leben zu sein, oder einer der Straßenpunks hatte sich mittlerweile seine Waffe geschnappt. Da die Schüsse sich immer mehr Michas Position zu nähern schienen lief er schneller. Das Orientierungssystem zeigte an, das die Tür nur noch zwanzig Meter entfernt sein sollte. Doch leider war der direkte Weg durch Kisten versperrt. Er folgte dem schmalen Gang zwischen den Kisten zu einem breiteren Weg, der offenbar von den Gabelstaplern benutzt wurde. Auf der anderen Seite setzte sich der Schmale Gang weiter fort, viel wichtiger war jedoch die Abzweigung nach rechts, die zu der gesuchten Tür führen würde. Die Freiheit vor den Augen lief Micha aus dem Gang und wandte sich rechts. Beinahe wäre er über ein totes Gangmitglied gestolpert, das auf dem Boden in einer sich rasch ausdehnenden Blutlache lag, doch er konnte gerade noch ausweichen. Der Salve aus der MP jedoch nicht, nur ein reflexartiges fallenlassen hatte ihm vor schlimmeren bewahrt. Er wurde zwar getroffen, aber anscheinend nicht von allen Kugeln. Seine Rippen auf der rechten Seite fühlten sich zwar gebrochen an, aber die schußsichere Weste hatte ihn vor Schlimmeren bewahrt. Micha wagte es nicht sich zu bewegen. Der Schütze schien zu denken, das er tot war, und Micha hatte noch nicht vor ihn etwas anderes glauben zu lassen. Langsam sah er sich im Zwielicht des Lagerhauses nach dem Schützen um. Das größte Problem für Micha war sich nicht allzusehr zu bewegen oder allzu heftig zu atmen, was nach dem Lauf durch die Lagerhalle wirklich nicht einfach wahr. Zuerst konnte er den Schützen nicht entdecken, doch dann fand er ihm hoch oben Gebälk der Halle auf einem Stützstreben. Er mußte sich von einem Kistenstapel hinaufgearbeitet haben. Micha war anscheinend sein zweites Opfer geworden, den Straßenpunks hatte es jedoch sofort erwischt.

Der Schütze suchte weiterhin das Lagerhaus nach möglichen Opfern ab. Micha bemerkte jedoch, daß der Schütze anscheinend nicht über eine Sichtverstärkung verfügte, da er sehr angestrengt zu beobachten, aber nicht viel zu sehen schien. Micha hatte nicht mehr viel Zeit um zu beobachten. Als er sich sicher war, das der Schütze ihn gerade nicht beobachtete sprang er auf und versuchte weiter zu rennen. Es hätte auch geklappt, hätte der Schütze eine Sekunde weiter in die andere Richtung gesehen. Eine Salve aus der MP schlug in Michas unmittelbarer Umgebung ein, traf ihn jedoch nicht. Der taktische Computer hatte den Schützen schon lange als Ziel erfaßt und so hatte er eine gute Zielerfassung. Micha schickte als Antwort den Rest des Magazins aus seiner Walther zu dem Schützen, während weitere Kugeln um ihn herum einschlugen. Der Schütze schien immer noch verwundert zu sein, daß der vermutlich Tote wieder aufgestanden war, denn sein Feuer lag nicht allzu genau. Die Kugeln aus Michas Walther schienen den Mann zuerst gar nicht weiter zu stören, was die Vermutung nahelegte, daß der Schütze ein Wachmann gewesen war, aber irgendwann kippte er von mehreren Kugeln getroffen nach hinten und fiel von dem Balken herunter.

Eine Explosion erschütterte plötzlich die Halle und Micha sprang erneut in Deckung. Der Schmerz der ihn durchzuckte, als er sich die gebrochenen Rippen stieß, raubte ihm fast die Besinnung . Zuerst dachte er die von Oso gelegten Sprengladungen wären explodiert, doch ein kurzer Blick auf die Uhr verriet ihm, das bis dahin noch 2 Minuten Zeit waren. Micha ließ den leeren Clip aus der Walther springen und legte einen neuen ein. In einiger Entfernung duellierte sich ein Wachmann mit 2 Gossenpunks. Da aber alle in Deckung waren konnte keine der Parteien einen Treffer erzielen. Micha machte sich heimlich in Richtung Tür davon. Die Tür hing noch in einer Angel. Ein Teil der Lagerhallenwand aus Wellblech fehlte und ein paar der Kistenstapel, die der Tür gegenüber gestanden haben müßten waren umgefallen. Offenbar hatte Oso auch diesen Weg nach draußen genommen. Micha zögerte nicht und sprang durch das Loch in der Wand. Draußen angekommen konnte er kein Ziel erkennen, also lief er von seinem Orientierungssystem geleitet zu dem Ort, wo Oso und er ihre Taucherausrüstungen gelassen hatten. Oso hatte diesen genialen Vorschlag gemacht von Wasser her in die Anlage einzudringen. Es hatte hervorragend geklappt sie waren an einer Leiter am Kai hinaufgeklettert und hatten an einem altern Container ihre Taucherausrüstungen abgelegt, da sie sonst nur von ihnen behindert worden wären. Micha näherte sich vorsichtig dem Container. Oso war gerade damit beschäftigt den Taucheranzug anzulegen, so das er den, sich leise nähernden Micha, nicht bemerkte. "Hey mano!", wisperte Micha leise. Oso fuhr blitzartig herum und angelte nach seiner Waffe. "Hey, ganz ruhig alter ich bin's!". Die massige Gestalt des Orks entspannte sich langsam. Micha kam langsam näher. "Ich hab' gedacht ich hätte ich schon verloren kleiner!". Der Ork verzog seine Hauer zu einem grinsen, das kleine norm Kinder erschreckt hätte. "Keine Zeit für lange Wiedersehnsfeiern, las uns verschwinden bevor die Bullen kommen." Micha schälte sich vorsichtig in seine Taucherausrüstung immer darauf bedacht die verletzten weitestgehend zu schonen. Als er gerade das Mundstück in den Mund nahm hörte er eine weiter Explosion das Gebäude erschüttern. Was Oso und Micha nicht mehr hörten, weil die Kapuzen der Taucheranzüge die Geräusche abschirmten, waren Sirenen der Einsatzfahrzeuge von Hanse Security und MSD, die gerade am Haupttor ankamen. Oso und Micha kletterten Vorsichtig an der Leiter zum Wasser hinunter. Der Ork ließ sich aus einer Höhe von etwa 2 Metern ins Wasser fallen. Micha verzichtete wegen seinen Rippen auf solche Abenteuer und stieg die Leiter bis zur Wasseroberfläche hinunter. Ein letzter Blick ließ ihn in einiger Entfernung einen Hubschrauber erkennen, der rasch näher kam. Das ruhige schwarze Wasser verschluckte Micha lange bevor der Hubschrauber eine Chance hatte ihn zu entdecken ....

Niclas Meier


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